Was für schlechtes Wetter der Knirps ist, ist in Sachen Mobilität das Faltrad, denn aus der ehemaligen Notlösung für radelnde Rentner ist ein extrem flexibles Beförderungsmittel geworden, das den Weg durch die City genauso meistert wie die Überlandfahrt – ganz nach Modell. Drei kultige zum Klappen.
Echt jetzt? Falträder? Klar, denn die auf kompakte Maße reduzierbaren Zweiräder verdienen unserer Meinung nach eine ganz große Bühne. Ausgewachsen, egal ob Rennrad oder Mountainbike, das kann jeder. Doch die Kunst des Faltens, quasi Mobilitäts-Origami, beherrschen einige besser als andere.
Wer rastet…
Fahrradkeller, schon mal gehört? Das ist der Raum, in dem mitunter wertvolle Drahtesel in aller Ruhe vor sich hinrosten können. Einmal, im Frühjahr, schiebt man Schlitten, Schneeschaufel und das ausrangierte Bettsofa zur Seite, um das Rad herauszuholen. Was dann kommt, kennt jeder: Zwei platte Reifen, eingestaubte Ketten und Ritzel und leere Batterien bei der Beleuchtung. Im besten Fall findet man nicht einmal mehr den Schlüssel für das bissfeste Bügelschloss. Warum ist das so? Nun, einerseits, weil die meisten Menschen ihr Rad wirklich nur saisonal nutzen, zum anderen, weil man einfach bequem ist. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Allzeit bereit
Das Faltrad hingegen kann ein nahezu allgegenwärtiger Begleiter sein. Ist es sehr kompakt, wie die hier gezeigten Bromptons, kann man es fast im Kofferraum lassen, um beispielsweise bei einem Citytrip mal eben die Innenstadt auf zwei Rädern zu erkunden. Nach der Fahrt ins Büro kann man es – die Toleranz des Pförtners vorausgesetzt – auch im Aufzug mit in die oberen Etagen nehmen und zu Hause reicht statt des erwähnten Fahrradkellers ein kleiner Platz in der Garage oder im Flur aus.
Die Darreichungsformen des Themas sind vielfältig. Von den erwähnten ÖPNV-tauglichen Varianten über ausgewachsene Geländeräder bis hin zu Pedelecs, ja gar Tandems gibt es nahezu alles auch in faltbarer Form. Wer sich im Urlaub gerne aktiv fortbewegt, wird es zu schätzen wissen, dass man keinen lästigen Dachgepäckträger montieren oder die Räder auf der Hängerkupplung stapeln muss.
Klar, es gibt keinen Alleskönner. Wenn es so ultrakompakt sein soll, wie beim Brompton, dann muss man schon alleine wegen der reduzierten Felgengrößen Kompromisse in Sachen Fahrerlebnis machen. Wer hingegen lange Strecken zurücklegen möchte, wird sich damit abfinden müssen, dass das gefaltete Rad nicht in eine Damenhandtasche passt, aber eben immer noch viel besser in den Kofferraum.
Stil
Zu guter Letzt bleibt die entscheidende Frage: Kann man sich mit einem Faltrad sehen lassen? Man kann, definitiv. Nicht nur die Bilder auf diesen Seiten beweisen, dass das Faltrad durchaus als imagebildende Maßnahme betrachtet werden kann, denn wer auf so einem Gefährt durch das Straßengewirr der Metropolen saust, dem unterstellt man, dass er vor jeder Fahrt alle Optionen abwägt, um das optimale Transportmittel zu wählen. Das Brompton lässig im Schlepptau? Stilsieger. Das leicht martialisch anmutende Montague aus dem Kofferraum falten? Ein Hingucker. Mit dem Blue Label Pony elektrisch assistiert alles hinter sich lassen? Unbezahlbar. Falträder sind beileibe kein fauler Kompromiss, sondern vielmehr ein klares Statement dafür, dass man das Rad in möglichst vielen Situationen nutzen möchte.
Brompton
Das Brompton ist und bleibt der Klassiker unter den Falträdern. Es passt zu Anzug und Bowler wie auch zu Chucks, macht sich schnell sehr klein und ist schon irgendwie die Definition von Kult. Der erste Entwurf stammt aus dem Jahr 1975, zwei Jahre später werden die ersten Prototypen gebaut. 10981 schließlich beginnt de Produktion in kleinen Stückzahlen, gewissermaßen on-demand. Das leicht spleenige Rad, dass übrigens immer noch in London hergestellt wird, erobert die Herzen. Erst die der Briten, später die der ganzen Welt. Fanclubs bilden sich und veranstalten Wettrennen. Heute hat das Unternehmen 240 Angestellte, ist in 45 Ländern vertreten und all das mit grundsätzlich nur einem Fahrrad, dass man sich aber in fast 17 Millionen Konfigurationen zusammenstellen kann. Single-Speed, Zwei- Drei- oder Sechsgangschaltung, vier Lenkerformen, unterschiedliche Sättel und natürlich jede Menge Farben und Farbkombinationen machen jedes Brompton zu einem – nahezu – Unikat.
Das eigentliche Geheimnis des Erfolges ist aber die Tatsache, dass sich das gut 11 Kilo schwere oder leichte Rad extrem klein macht und das noch ausgesprochen schnell. Entweder man legt es komplett zusammen oder man lässt den Lenker ausgeklappt, um es souverän durch die Stadt zu ziehen. Hat man wider freie Bahn, ist das Brompton ebenso schnell wieder einsatzbereit und weiter geht’s. Es ist eben nicht das Wochenendrad oder der sporadische Urlaubsbegleiter, das Brompton will den täglichen Weg ins Büro zum Erlebnis machen und die Briten haben deswegen auch mal kurzerhand einen Rechner auf die Website gestellt, in den man eingibt, was man monatlich fürs Pendeln und das Gymnastikstudio ausgibt, um zu sehen, wie schnell sich die Investition in das Faltrad rechnet. Mit seinen 16 Zoll Reifen bietet das Brompton natürlich nicht ganz den Komfort größerer Modelle, dafür ist es in Sachen Faltmaß einfach unschlagbar.
ab 1.050 Euro
Montague Paratrooper
Das Montague Paratrooper sieht nicht nur so aus, es ist tatsächlich mal mit militärischem Hintergrund entstanden. 1979 bekam Montague von der DARPA, das ist die Forschungsabteilung des US-Verteidigungsministeriums, den Auftrag, ein geländegängiges Fahrrad zu entwerfen, das die Mariens bei ihren Einsätzen nutzen konnten. Dass damit nicht nur die Fahrt querfeldfein gemeint ist, beweist ein Video auf der Herstellerseite, dass zeigt, wie ein Fallschirmspringer samt Montague aus dem Flieger springt und sein Rad dann unten angekommen für die weitere Fortbewegung nutzt.
Aber auch abseits militärischer Einsatzzwecke kann sich das Montague Paratrooper durchaus sehen lassen. Der markante, sehr clevere Rahmen lässt sich nach Lösen einer Verbindung, zusammenfalten und mit herausgenommenem Vorderrad hat das Bike dann gerade mal noch ein Packmaß von 90 x 76 x 30 Zentimetern, davon bekommt man auch mehrere in den Kofferraum. Mit gut 15 Kilo ist das Montague auch nicht übermäßig schwer. Im Gegensatz zu anderen Falträdern hat die spezielle FIT-Falttechnik den Vorteil, dass der Rahmen sehr steif bleibt, da er nicht in der Mitte geteilt wird, sondern um das Sattelrohr herumgeschwenkt wird.
ab 1.000 Euro
Blue Label Pony
Blue Label ist eine Subbrand des renommierten Herstellers Riese + Müller und das Pony ist kein Faltrad im traditionellen Sinne, da man hier nur den Lenker herunterklappen und den Sattel einschieben kann, um das Packmaß zu verringern. Im Gegenzug bietet das Pedelec aber einige technische Highlights. So verfügt es beispielsweise über einen Zahnriemenantrieb statt einer schnöden Kette, zumindest in der hier gezeigten Variante mit dem schönen Namenszusatz „nuvinci beltdrive“. Neben dem wartungs- und verschleißfreien Karbon-Riemenantrieb verfügt das Pony so über eine stufenlose Nabenschaltung und hydraulische Scheibenbremsen. Das mit 20 Zoll Rädern ausgestattete Rad lässt sich in weiten Grenzen verstellen, sodass Sitzriesen wie auch 1,95 große Fahrer damit klarkommen sollen. Antriebsseitig stehen zwei Bosch-Motoren zur Auswahl, die dem Pony entweder bis 25 km/h oder gleich bis 45 km/h Rückenwind verleihen. So viel Technik hat natürlich ihren Preis, in der gezeigten Variante startet das Pony bei knapp 3.500 Euro, in Verbindung mit anderen Ketten/Schaltungslösungen beginnt der Einstieg bei knapp 3.000 Euro.
ab 3.500 Euro
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