Crowdfunding – Geld borgen 2.0

by • 8. Juli 2011 • KommunikationComments (0)1918

Wo wir durch das digitale Dorf schon so viele, leicht erreichbare Freunde haben, sollte man diese Kontakte auch nutzen. Nach dem Crowdsourcing, bei dem man Aufgaben oder Fragen einfach mal ungeniert ans Leben 2.0 delegiert, folgt nun das Crowdfunding. Leihen wir uns also einfach Geld bei Unbekannten.

Crowdfunding ist ein relativ junges Thema, dennoch eine brillante Idee. Welcher kreative Geist kennt die Situation nicht? Man hat die Königsidee, doch die Mittel zur Realisierung fehlen. Bis man sein Konzept für Banken und Fördertöpfe aufbereitet und um einen Businessplan bis zum Jahr 2020 aufgestockt hat, vergehen Wochen, wenn nicht Monate und Erfolg ist angesichts immer strengerer Kreditvergaberichtlinien dennoch nicht garantiert. Auch der Umgang mit Venture Capital Firmen oder Business Angels ist nicht unkompliziert und schon gar nicht jedermanns Sache. Da kommt die Idee Crowdfunding wie gerufen. Dabei versucht man, sich das notwendige Kapital zur Realisierung einer Idee von einer größeren Zahl von Beteiligten zu verschaffen. Zu diesem Zweck erklärt man sein Konzept auf einer der stetig zahlreicher werdenden Crowdfunding-Plattformen und bietet den „Investoren“ im Gegenzug besondere Dienstleistungen oder Waren an. Die Geldgeber halten also nicht Anteile am Projekt oder Unternehmen, sondern bekommen  – nur im Fall, dass das notwendige Geld zusammenkommt – genau spezifizierte Gegenleistungen. Das kann beispielsweise das neue Album einer Band sein, die versucht, auf diese Art die notwendigen Mittel zur Produktion zusammenzubekommen. In der Regel gibt es unterschiedlich abgestufte Crowdsourcing-Pakete, in unserem Beispiel ließe sich das neue Album durch eine signierte Variante steigern oder aber durch Karten fürs nächste Konzert.

In der Szene der Musiker und unabhängigen Filmemacher ist dieses Konzept schon recht verbreitet. Auf kickstarter.com, der zurzeit wohl populärsten Plattform kann man beispielsweise aktuell ein Filmprojekt über den letzten Space Shuttle Start unterstützen. Die Macher versuchen, 12.000 Dollar zu sammeln, für eine Zusage von einem Dollar gibt es beispielsweise eine Erwähnung auf der Website, ab zehn erhält man ein zusätzliches Zertifikat, es folgen DVDs mit 3D-Fotos und exklusive Prints. Bei anderen Projekten kann man sich seinen Platz im Abspann erkaufen oder gar ein privates Akustikkonzert wie beispielsweise beim erfolgreichen Funding, das die Sängerin Shelly Phelps für ihr neues Album veranstaltet hat. Die benötigten 5.000 Dollar kamen zusammen, einige der Crowdfunder spendeten Beträge von 250 Dollar oder mehr. In Deutschland führt Crowdfunding noch ein Schattendasein, was ein wenig schade ist, da viele der Plattformen aus Übersee für deutsche Interessenten nicht zugänglich sind. Doch immerhin haben sich kürzlich mit Startnext.de und Inkubato.com auch hierzulande erste Anbieter etabliert. Unter den aktuell 50 Projekten bei Startnext finden sich Theaterstücke, DVD-Produktionen, CD-Produktionen und Performances, einige sind bereits voll finanziert, andere dümpeln noch im einstelligen Prozentbereich herum.

Crowdfunding ist ein interessantes und hoffentlich nicht nur temporäres Phänomen. In Zeiten immer diffuser werdender Kreditvergaben ist diese Form der Finanzierung gerade für kreative Köpfe ein durchaus gangbarer Weg. Den Geldgebern wird zwar in aller Regel keine dauerhafte Beteiligung am Projekt geboten, doch solche Modelle sind auch rechtlich anders zu betrachten. Das private Sponsoring hingegen bringt allen Beteiligten den gewünschten Erfolg. Wichtig ist es, darauf zu achten, dass die Plattform das Geld verwaltet und erst im Erfolgsfalle auszahlt. Kommt die notwendige Summe nicht zusammen, erhalten alle Investoren ihren Einsatz zurück. Für diejenigen, die auf diese Art der Finanzierung setzen, bleibt nur das Risiko, dass man eventuell seine Idee in einer sehr frühen Phase kundtun muss und so eher mit Nachahmern zu kämpfen hat, die unter Umständen bereits über die finanziellen Mittel verfügen.

 

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