NAIAS, das steht für North American International Auto Show. International, da hier auch Audi, BMW, Mercedes und Porsche präsent sind, aber dennoch ist die Ausstellung in der Cobo-Hall in Detroit ein Abbild des real existierenden, ganz normalen Gigantismus. Kompakte, effiziente Autos sind hier eher Randerscheinungen, im Fokus steht das, was Amerika schon immer bewegt hat – Größe.
Sechs, sieben, acht. Exakt acht Schritte lang ist der Ford F350 Super Duty, der schon ob seiner Größe eine zentrale Position auf dem Stand des US-Herstellers einnimmt. Ein Blick in die technischen Daten bestätigt unsere Befürchtung, fast sieben Meter misst das Biest, anders kann man es nicht nennen. Das wäre ein Spaß vor der heimischen Haustüre, natürlich nur für den Fall, dass gleich zwei Nachbarn ihre Stellplätze räumen.
Aber übertreiben wir nicht, das Brot und Butter Modell der Amerikaner ist der kleinere F 150, der dieses Jahr in einer Neuauflage auf der Messe steht. Abgespeckt hat er, effizienter ist er geworden und dennoch dürfte er so viel Sprit gurgeln wie drei oder vier Prius. Doch in der Provinz ist der F 150 der Märchenprinz, die Hybriden haben mehr an den intellektueller angehauchten Küsten ihre Refugien, wo es keine Strohballen zu befördern gilt, sondern die Einkäufe aus dem Biomarkt. Deswegen hat Ford auch einen kleinen Ausschnitt der Fertigungslinie in der Halle aufgebaut, um die moderne Konstruktion ins rechte Licht zu rücken und sich das Wort Optimismus auf die Fahnen geschrieben.
Leistung lohnt sich wieder offensichtlich selbst in der über Jahrzehnte ausgebluteten Metropole Detroit, die von ihren ehemals 2,5 Millionen Einwohnern aktuell bei nur noch 750.000 gelandet ist. Allerdings scheint die Talsohle überwunden und so wirken auch die Exponate in der einzigen Halle der NAIAS.
Ob Corvette im Übertrimm, Z 28 von Camaro oder eben die üppigen Pickups. hier ist alles wieder so wie früher. Da steckt an, auch die Deutschen, die den Großteil der Berechtigung für das Wort „International“ in NAIAS liefern. Audi zeigt ein kantiges Concept Car, das formal durchaus zu den Muscle Cars zählen darf, Porsche enthüllt seinen 911 Targa, dessen Dachmechanismus jedem japanischen Origami-Künstler die Schamröte ins Gesicht treibt, BMW scheint nur noch aus M-Modellen zu bestehen und bei Mercedes zeigt man die S-Klasse in der 600er Variante.
Da mutet die neue C-Klasse, eine der wenigen wirklichen Weltneuheiten, fast wie ein Kleinwagen an und zieht dennoch alle Blicke auf sich. Luxus im Kleinformat, da können auch Amerikaner nicht widerstehen, schließlich muss man nicht überall zeigen, was man sich leisten könnte. Da kommt so eine S-Klasse im Kleinformat gerade recht, Hightech in Vollausstattung und luxuriöses Ambiente ohne Abmessungen, für die man sich schämen müsste.
Elektrisch ist hier kaum etwas, Tesla zeigt gerade mal den S, bei BMW steht ein i3 verschämt in der Ecke und die B-Klasse ED taugt auch mehr als Dekoration, denn als Highlight. Ein putziger Fiat 500 mit Elektroantrieb lockt mit verführerischen Leasing-Konditionen, ansonsten ist Detroit Diaspora in Sachen E-Mobilität. Hoffen wir also auf Genf, dort dürften im März wieder mehr Leckerbissen unter den Tüchern hervorlugen.
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