Sie ist meine härteste Kritikerin, unerbittlich, gnadenlos. Nein, nicht meine Ehefrau, es ist die Apple Watch, sie tritt mir virtuell immer und immer wieder in den Allerwertesten – ohne Gnade. Wie mich ein Stück Technik in Bewegung hält.
„Du schaffst das“. Na ja, oder so ähnlich. Es sind diese Ringe, die mich fertigmachen. Einer für das Bewegungsziel, einer für das Aktivitätsziel und einer für das Stehziel. Kennen Sie nicht? Dann tragen Sie keine Apple Watch. Das „persönlichste Apple Device aller Zeiten“, hat seit der ersten Generation mein analoges Leben im Griff. Ich habe nie ernsthaft Uhren getragen, zum einen, weil ich es lästig fand, zum anderen, weil ich viel reise. Wer einmal versucht hat, eine vollausgestattet Seiko Sportura oder Casio auf eine neue Zeitzone umzustellen, weiß, was ich meine. Nicht umsonst liefern die Hersteller verschämt Anleitungen mit die auf gefühlt 100 Seiten erklären, wie man diese Uhr bedient, wie man Stoppuhren startet, Wecker einstellt und eben auch mal auf Sommerzeit wechselt. Genau so etwas muss ich bei jedem Trip in die USA oder nach China machen und glauben Sie mir, ich habe es tausende Male versucht, meist erfolglos und mit dem Resultat, dass ich mir einredete, es wäre ja ganz gut, zu wissen, wie spät es jetzt daheim ist. Mit Apples Smartwatch war das schlagartig vorbei, denn Augenblicke nach der Landung und dem Einbuchen des iPhones ins jeweilige Netz, war die exakte Ortszeit zu sehen – welch ein Genuss.
No Sports?
So weit, so Armbanduhr. Doch die Apple Watch zeigt ja nicht nur die Zeit, sie ist mein steter Controller, mein Personal Trainer. Die ausgefuchste Sensorik im Inneren verrät ihr, wenn ich sitze, stehe oder gehe und all das protokolliert sie gnadenlos. Welches Bewegungsziel ich mir denn setzen möchte, fragt sie frech. Dieses bemaßt man in Kalorien und da habe ich mal vorsichtig eine 500 eingetragen. Klingt nicht viel, doch mit frührentnermäßigem Spazierengehen ist das nicht wirklich machbar. Das bringt den Smartwatch-Träger ins Grübeln. Sollte man wirklich mal?
Gesagt, getan. Nach einem kurzen Abstecher in das lokale Sportgeschäft geht es auf die Piste. Natürlich gut getimt, schließlich möchte man sich bei den ersten Geh-, sorry Laufversuchen, keine Blöße geben. Eine halbe Stunde später ist die Kondition am Ende, doch auf der Apple Watch hat sich ein Ring geschlossen. Während ich noch keuchend am Baum lehne, vibriert es am Arm und die Apple Watch verkündet mit strahlend, dass ich eins meiner Ziele erreicht habe, und zwar die halbe Stunde Aktivität, die ich mir täglich verordnet habe. Zu den 500 Kalorien fehlen noch einige, ich ahne, dass der Weg dorthin hart wird.
Zuckerbrot und Peitsche
In den folgenden Tagen wechseln sich Lob und Tadel ab. Lob gibt es immer dann, wenn ich meine Ziele erreicht habe, Tadel in Form von frechen Aufforderungen, dass es doch beispielswiese reichen würde, noch 8 Minuten flott spazieren zu gehen, um mein Tagesziel zu erreichen. Um 22.30 wohlgemerkt. Nach den ersten durchtrainierten Wochen scheint Frau Apple mit mir zufrieden zu sein und ich bin es auch. Angespornt versuche ich es auch mit anderen Sportarten wie Radfahren, muss aber schnell merken, dass diese meinem Hauptziel, dem Kalorienabbau nicht annähernd so entgegenkommen. Also heißt es: Rauf auf die Piste und Kilometer machen. Der gelegentliche Blick auf den aktuellen Puls macht deutlich, wie sich der Körper über die ungewohnte Aktivität freut. Wo in den ersten Tagen noch Zahlen von 150 und mehr vermeldet wurden, tickern nun entspanntere Werte um 130 über das Display. Bei jedem absolvierten Kilometer macht die Apple Watch mit einem leichten Brummen auf sich aufmerksam – so geht Motivation.
Ach ja, smart ist sie auch
Nun ist die Apple Watch alles andere als nur ein Pulsmesser auf Steroiden. Wie gehabt, kann sie mir mit ihren Nachrichten den Blick auf das Smartphone ersparen und in der jüngsten Variante mit integriertem LTE und einer e-SIM ist sie nicht mal mehr auf das iPhone angewiesen, sondern holt sich darüber alle Daten, streamt Musik aus dem Web und erlaubt es mir sogar zu telefonieren. Nicht im Dick Tracey Style, bei dem man mit dem Handgelenk spricht, sondern natürlich ganz cool mit Apples Air Pods. Und die Apple Watch-spezifischen Apps laufen auch schneller als je zuvor, ich muss allerdings gestehen, dass ich diese ohnehin nie intensiv genutzt hatte. Aber man weiß ja nie. Alles das ist megacool, aber was meinen Alltag wirklich nachhaltig verändert hat, ist eben die permanente Überwachung und Kommentierung meiner Aktivitäten. Das Ding hilft gegen den inneren Schweinehund und ist schon deshalb eine dicke Empfehlung wert, egal ob mit oder ohne LTE. Der Spaß beginnt bei 369 Euro und ist meiner Meinung nach jeden Cent davon wert.
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