British Touring – Triumph Trophy 1200 SE

by • 28. November 2013 • ausprobiert, Lebensart, MobilitätComments (0)5747

my13_trophy_se_ridin_f1353bReise Reise – auch klassische Tourendampfer haben Konjunktur, gerade bei der ruhiger gewordenen Altersklasse der Motorradfahrer. Bei einer Triumph bekommt man außerdem etwas einzigartiges geboten: den charakteristischen 3-Zylinder, hier in einer bärigen Version mit 1,2 Litern Hubraum.
Macht Hinckley denn jetzt alles nach? So oder ähnlich lauteten die Kommentare in der Szene, als Triumph nach den neuesten Tiger-Varianten mit 800 und 1200 ccm Hubraum auch noch den Kardantourer Trophy 1200 SE vorstellte. Die einen sagen ja, die anderen nein: Es ist keine Schande sich an den Produktsparten des erfolgreichsten europäischen Herstellers von großen Motorrädern zu orientieren. Und sie dann mit eigenem Leben und eigenem Charakter zu füllen, wie in diesem Fulldresser geschehen.
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Zumal nur Jungspunde meinen, dass Triumph das Thema Touring gerade erst neu entdeckt: Die Trophy-Serie als Reisedampfer gab es schon im Rahmen des Revivals der Marke unter John Bloor in Hinckley. 900 und 1200 ccm hatten die Motoren in den 90ern, mit 3 respektive 4 Zylindern. Wiederentdeckung ist also das Stichwort, nur die Einzelhubräume sind größer geworden. Und dem 4-Topf haben die Engländer inzwischen abgeschworen.
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315 Kilogramm stehen vor einem, wenn man sich der Trophy SE nähert, und da sind weder die serienmäßigen Koffer noch das opulente Topcase mit der integrierten Bordsteckdose eingerechnet. Das ist – neben einer für Fahrer und Sozia/us getrennt regelbaren Sitzheizung und der höheren Windschutzscheibe – ungefähr die einzige ernsthafte Position, die den Preis für die Triumph nach oben treibt. Alles andere ist von Haus aus an Bord: elektrisch verstellbare Windschutzscheibe, Griffheizung, Tempomat, elektronisch einstellbares Fahrwerk, Traktionskontrolle, ABS mit kombinierter Bedienung, Bordsteckdose im automatisch verschlossenen Handschuhfach in der Verkleidung, 2. Bordsteckdose neben dem Beifahrersitz, höhenverstellbare Sitzbank, USB-Port im Handschuhfach mit Anschluss an die serienmäßige HiFi-Anlage – irgendwie scheint diese Liste nicht aufzuhören. Für den Komfort unterwegs ist also gesorgt.
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Und zu den Komfortmerkmalen gehört auch dieser gewaltige Motor: 1.200 ccm drücken 135 PS und 120 Nm auf die Kardanwelle und stanzen mit der exzellent gegen die Unbillen des ersten Herbstwetters im September schützenden Verkleidung ein riesiges Loch in den Fahrtwind, in dem Fahrer und Sozia sich bequem lümmeln können. Unabhängig vom Gang zieht dieses Triebwerk den – bei voller Besetzung und Beladung – Halbtonner gnadenlos vorwärts. Zwar niemals mit brachialer Gewalt, aber immer mit diesem sanften, unnachgiebigen Effekt eines monströs-starken Gummibands. Das knackt zwar nicht so wie bei den Kult-Drillingen von Street und Speed Triple, aber die Familiengene sind unverkennbar.
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Die sind auch hörbar: Einen oder zwei Gänge zu hoch brummt der 3-Zylinder einen im Cruiser-Modus durch alles durch, was da so gerade passiert, selbst wenn das Standgas im 6. Gang ist. Und bei Maximaldrehzahl im 10.000er-Bereich schreit der Motor sein mechanisch-giftig-heiseres Lied – unverkennbar Triumph.
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Selbst die Tourendampfer sind heutzutage wendig geworden. Klar: Wie einen 650er-Zweizylinder kann man die Trophy SE nicht um die Kurven werfen, doch gemessen an den Größenmaßstäben ist das durchaus respektabel. Spätestens, wenn man das elektronische Fahrwerk auf Sport und das Heck nach oben stellt, kann man die Trophy vergleichsweise sportlich bewegen. Auch im Schnelldampfermodus auf der Autobahn: Da wackelt selbst bei Höchstgeschwindigkeit in welligen Kurven nichts. Gar nichts.
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Wenn man es nicht übertreibt, sogar sehr weit: Aus NRW sollte es bei moderater, alles andere als langsamer Fahrweise ausreichen, nur einmal nachzutanken – bis zum Gardasee. Unter 5 l/100 km sind möglich bei 26 Litern, die das Spritfass aufnimmt. Triumph hat also auch die durch die Bank gute Effizienz der Motoren in den Großtourer übernommen.

Typisch britisch gilt auch für diesen Tourendampfer: In Sachen Bedienung ist das eine oder andere Detail zwar etwas schräg, aber die Kernkompetenzen der Triumph Trophy 1200 SE stimmen einfach.

Fakten
18.670 Euro, Reihendreizylinder, 1.215 ccm, 135 PS, 120 Nm, Traktionskontrolle, ABS, elektronisches Fahrwerk, 120/70-17 vorn, 190/55-17 hinten, Koffer serienmäßig, 80-82 cm Sitzhöhe, 315 kg

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