smart fährt man bewusst – das smart fortwo cabrio ganz besonders. Das schicke Stoffdach macht aus dem urbanen Zweisitzer das ultimative Genussmittel für die Stadt. Maximale Raumökonomie gepaart mit unendlicher Kopffreiheit. Sinnvoller kann man viereinhalb Quadratmeter öffentlichen Raum nicht nutzen.
Es sind zunächst einmal die Maße, die den smart so faszinierend machen. Wie schon die letzte Generation ist auch der neue Kleine knappe 2,70m lang, mit 1,66m ein bisschen breiter, dennoch mit knapp 7m Wendekreis von Bordstein zu Bordstein unschlagbar im Dickicht der Städte. Mit dem smart cabrio, das ab Februar bei den Händlern steht, kommt noch eine neue Zahl hinzu, die das Verlangen steigert, denn das Stoffdach des smart misst beeindruckende 1,8 Quadratmeter – das ist mehr Offenheit als bei manchem Neubaubalkon. Für die Insassen – wie gehabt maximal zwei – bedeutet das, dass man den Zustand von geschlossen wie im Coupé über verschieden intensiv lüftende Öffnungsgrade bis hin zum ganz abgesenkten „tritop“ Faltverdeck variieren kann. Für ultimativen Blick nach oben gilt es dann nur noch die beiden Dachholme herauszunehmen und in der dafür vorgesehenen Halterung im Kofferraum zu verstauen – fertig. Der letzte Part dauert faktisch am längsten, denn das Dach ist in sportiven 12 Sekunden in den Nacken gelegt und das auch bei Geschwindigkeiten bis zur Höchstgeschwindigkeit von – je nach Motorisierung – bis zu 155 km/h.
Wenn man das im Januar ausprobieren möchte, muss man ausgesprochen hartgesotten sein oder eben in Valencia, wo für den Test eine Flotte der kleinen Spaßpakete zum Test bereitstand. Das Cabriolet gibt es zunächst einmal nur mit Automatik, dem Doppelkupplungsgetriebe namens twinamic, das steigert zwar den preislichen Einstieg ein wenig, passt aber unserer Meinung nach hervorragend, denn schließlich möchte man sich beim „unbedachten“ Cruisen nahezu vollständig auf das sensorische Erkunden der Landschaft konzentrieren und das umfasst beim Cabrio eben nicht nur den Blick aus dem Fenster, sondern auch die deutlich wahrnehmbaren Geräusche, den Fahrtwind und das olfaktorische Erlebnis, sprich die Gerüche. Doch beginnen wir außen, denn das Design bestimmt ja bekanntlich das Bewusstsein.
Bis zu den Türen gibt es keine großartigen Unterschiede, doch dann gibt es ein Detail, dass dem cabrio einen ganz anderen Schwung verleiht. Die nach vorne geneigte, hintere Dachsäule lässt den Zweisitzer dynamischer wirken, er scheint schon im Stand nach vorne spurten zu wollen. Die seit dem ersten smart das Design bestimmende tridion-Sicherheitszelle ist auch beim Cabrio präsent, ganz nach Gust kann man diese in Schwarz, Weiß, Rot Silber oder einem matten Graphit konfigurieren. Dazu kommen Bodypanels in zehn unterschiedlichen Farbtönen und eben das Stoffdach in Schwarz oder Rot, sodass schon hier reichlich Auswahl zwischen dezent und offensiv zur Verfügung steht. Dazu kommen vier verschiedene Ausstattungsvarianten und irgendwann dann noch die bis zur Unendlichkeit variierbaren „tailor made“ Varianten des Haustuners Brabus. Wer also an der Ampel neben einem identisch aussehende fortwo cabrio steht, sollte gleich sein Glück im Lotto versuchen, denn die Chancen dürften ähnlich hoch sein.
Noch mehr smarte Zahlen – PS, Watt & Co.
Motorisch stehen zwei Triebwerke zur Wahl: 71 oder 90 PS treiben den smart auf 151 bzw. 155 km/h, mehr Differenzen lassen sich da schon bei der Beschleunigung auf 100 km/h erkennen, der kleinere Motor braucht dafür 15,5 Sekunden, der größere 11,7. Beides ist bei geöffnetem Dach sekundär, denn dann zählen andere Werte. So richtig sensorisch dürfte es dann irgendwann mit der Elektrovariante werden, die den Naturgeräuschen nur ein leises Säuseln und natürlich der Geschwindigkeit entsprechende Wind- und Abrollgeräusche entgegensetzt, doch bis zur Einführung der Stromer dürfte noch ein wenig Zelt ins Land gehen. Wir empfehlen noch 200 Watt Extraleistung, denn für faire 500 Euro gibt es das unterhaltsame JBL-Soundsystem. 6 Lautsprecher sowie eine herausnehmbare Subwooferbox im Kofferraum sorgen für den Soundtrack zur Landschaft.
Ach ja, Assistenzsysteme gibt es auch, allerdings in eher zurückhaltenden Varianten. Spurassistent und Abstandswarner warnen visuell und akustisch vor Gefahren, eingreifen muss der Fahrer aber immer noch selber. Dafür kümmert sich das ESP im Nebenjob um automatische Korrekturen, wenn plötzlich starker Seitenwind auftreten sollte. Wer sich das Mediasystem mit dem großen Bildschirm gegönnt hat, kann den smart optional sogar mit einer Rückfahrkamera bestücken. Dynamische Hilfslinien visualisieren hier sogar die dem Lenkeinschlag entsprechende Route. Nach vorne muss man sich dann optisch selbst orientieren, dort gibt es auch keine Parksensoren, die akustisch warnen. Zurück zum Media System: Der große Bildschirm – natürlich berührungsempfindlich – gibt mit großen Logos in Sachen Bedienung keine Rätsel auf. Die Navigation stammt von TomTom und bietet neben den perfekten Karteninformationen vor allem auch das unschlagbar präzise HD-Traffic mit Verkehrsinfos, die alle paar Minuten per SIM-Karte aktualisiert werden. Dieser Service ist die ersten drei Jahre inklusive. Musikalisch reicht das Angebot von UKW über DAB bis hin zu Bluetooth und mit MirrorLink kommt bei Android-Telefonen der komplette Bildschirminhalt auf den Screen des smart. Eine Nummer kleiner gibt es noch das normale Audiosystem, dass sich mit einer Smartphone-Halterung über dem Radio und der kostenlosen App „cross connect“ zum medialen Tausendsassa bis hin zu Internetradio und Streamingdiensten ausbauen lässt.
Abfahrt
Kommen wir zum Wichtigsten: Wie fährt sich das Cabrio? Dach auf, Sonnenbrille aufsetzen, starten und los. Der smart ist nicht nur auf dem Papier wendig, die knapp 7 Meter Wendekreis merkt man ihm auch in der City in jeder Situation an. Flink wuselt das Cabrio durch den dichten Verkehr Valencias und auch, wenn sich erst im letzten Moment eine Lücke auftut, kann man diese mit einem kurzen Dreh am Volant nutzen. Klar, über Parken müssen wir nicht reden, das Ding kommt einfach überall rein. Doch der Tag besteht eben nicht nur aus Stau, sondern es soll – zumindest ab und an – ja auch freie Strecken geben. Unser Testexemplar, der 3-Zylinder mit Turbo und seinen 90 PS, hat motorisch wie auch fahrwerkstechnisch durchaus das Zeug für längere Strecken. Der Motor klingt angenehm kernig und bei offenem Dach gibt es natürlich Windgeräusche, aber all das ergänzt sich zu einem harmonischen, atmosphärischen Klang. Da sind die lauten LKW-Diesel, neben denen man unweigerlich irgendwann mal an der Ampel steht, schon deutlich lästiger, dito der Sportwagenfahrer, der genau neben uns im Tunnel drei Gänge zurückschalten muss. Also ab in die Nebenstraßen, denn hier schlägt die große Stunde des kleinen smart. Er lenkt sich ein wenig wie ein Autoscooter und das zaubert schon nach wenigen Metern unweigerlich ein Grinsen ins Gesicht. Man sitzt ja nicht wirklich tief, hat irgendwie exakt im Kopf, dass man nach vorne und hinten nicht viel Verkehrsraum beansprucht und genau dieses Bewusstsein macht den smart aus. Das kleinste Familienmitglied von Mercedes war immer irgendwie ein intellektuelles und individuelles Gefährt, in der aktuellen Variante aber eines, dass man nicht mit Kompromissen beim Fahrkomfort erkaufen muss. Ganz im Gegenteil: Das Fahrwerk bügelt vieles weg, der Komfort bei höheren Tempi ist ebenfalls begeisternd und – erwähnen wir es ruhig nochmal – die Wendigkeit ist halt einfach sagenhaft.
Wenn gewünscht, kann man die Gangwechsel an den Schaltwippen des Lenkrads forcieren, was aber ehrlich gesagt, selten der Fall ist. Stattdessen lässt man sich treiben, versucht möglichst viele Eindrücke der Umgebung zu sammeln und gibt sich der Gewissheit hin, durchaus im Zentrum des Interesses der Umwelt zu sein, denn wo viel Ausblick gegebene ist, hat man im Umkehrschluss auch viel Einblick. Also Finger aus der Nase und lächeln – die Umwelt lohnt das mit positiver Grundhaltung. Die Sechsgang-Automatik lässt sich auch noch in einen Sportmodus umschalten. Das ist nett, wenn man eine kurvige Bergstrecke vor sich hat, von denen es aber bekanntlich im urbanen Umfeld recht wenige gibt. Sei’s drum, en wenig Einflussmöglichkeit ist ja immer nett.
Das wichtigste Element des smart cabrio ist das Dach, deswegen widmeten die Entwickler diesem auch besondere Aufmerksamkeit. Die Tests unterscheiden sich im Anspruch laut smart nicht von denen, denen sich beispielsweise die S-Klasse unterziehen muss. Zum künstlichen Martyrium gehören Disziplinen wie 20.000 Lastwechsel sowie thermischer Stress in der Klimakammer zwischen -15 und 80 Grad. Ein sogenannter Missbrauchstest stresst die Technik mit einem völlig vereisten Dach und -40 Grad, in solchen Fällen greift dann eine Schutzschaltung. Doch nicht nur zuverlässiges Auf und zu ist wichtig, auch die Dichtigkeit hat oberste Priorität, sei es beim plötzlichen Sturzregen oder eben der regelmäßigen Fahrzeugwellness in der Waschstraße. Und für das Wohlbefinden der Insassen messen die Ingenieure die Luftzugverhältnisse im Interieur mit einer Versuchspuppe die mit insgesamt 16 Strömungssensoren Auskunft über die Varianz zwischen lauem Lüftchen und heftigem Sturm im Inneren gibt. Warum diese Puppe ausgerechnet „Tanja“ heißt, werden wir sicher auch noch irgendwann in Erfahrung bringen.
Kurz und gut
Wir haben lange nicht mehr so gegrinst wie im smart cabrio. Die Kombination aus kompakten Abmessungen, frischer Optik, bestechender Agilität und natürlich der in weiten Grenzen dosierbaren Frischluftzufuhr macht den smart zum bevorzugten Tool für den Alltag. Die beiden Dachholme würden wir montiert lassen, weil man sich so die zugehörige Aufbewahrungsbox im Kofferraum schenken kann und stattdessen wertvolles Ladevolumen gewinnt. Denn das kann man immer gebrauchen, auch wenn man mit so einem Gefährt gerne zweimal zum Supermarkt fährt. Ach ja, außerdem genießt man mit einem Zweisitzer ja den Vorteil, dass man eher nicht in die nähere Auswahl kommt, wenn es um Transporte sperriger Güter oder vieler Partygäste geht – noch ein Pluspunkt auf der langen Liste.
Last not least stellt sich bei jedem Auto die Preisfrage und die fällt beim smart cabrio ausgesprochen moderat aus. Der Einstieg beginnt aktuell bei 15.655 Euro. Warum aktuell? Nun, das ist der 71 PS starke Motor in Verbindung mit der twinmatic. Wenn dann die handgeschaltete Variante nachgereicht wird, dürfte der Preis noch ein wenig sinken. Mit Bodypanels und tridion-Zelle nach Wunsch, dem einen oder anderen Ausstattungspaket und ein bisschen sinnvoller Technik steht dann durchaus eine 2 an vorderster Stelle, was aber dem gesunden Preis/Spaß-Verhältnis keinerlei Abbruch tut.
So viel Spaß auf so wenig Platz bekommt man nur selten. Wenn der smart nach 12 Sekunden das „tritop“ Verdeck in den Nacken gelegt hat, lassen Ausblick, Wind und Duft vergessen, dass man mit dem kompaktesten Footprint der Automobilbranche unterwegs ist. Size does matter!
Ab 15.565 Euro
www.smart.de
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