Augmented Reality ist durch Microsofts Datenbrille namens HoloLens Realität geworden. Volvo darf die technische Revolution als einer der ersten Partner weltweit zum Einsatz bringen, wir durften als erste „Probeschauen“.
Redmond, November 2015. Microsoft hat 14 Journalisten weltweit eingeladen, das Ergebnis der Zusammenarbeit mit dem schwedischen Autobauer Volvo in Augenschein zu nehmen, im wahrsten Sinne des Wortes. Dazu haben die Entwickler nicht nur die entsprechende Software programmiert, nein, für diesen einen Tag im November wurde in der Zentrale in Redmond ein Showroom aufgebaut, der Anleihen aus der Markenwelt der Skandinavier mit den High-Tech-Gläsern verbindet.
Das Schauspiel beginnt mit dem Vermessen des Augenabstands, damit die HoloLens darauf eingestellt werden kann, dann dürfen wir ins Allerheiligste, in den einzig und allein für diesen Tag konzipierten Showroom, eine Markenwelt, wie sie sich Volvo und Microsoft gemeinsam vorstellen können. Das markanteste Detail: Hier steht kein Auto, dafür gibt es dezidierte Freiflächen: Einen großen Bereich in einem der Räume und mehrere Setups auf Tischen. Wir bekommen die HoloLens aufgesetzt und nach ein paar erklärenden Worten kann das Schauspiel beginnen.
Die Vorführung startet mit einer Designstory auf einem runden Tisch. Vor unseren Augen manifestieren sich die Konturen einer Limousine im Raum, dieses Mal noch im Kleinformat. Man kann drum herum laufen, sich das Konstrukt von allen Seiten anschauen – faszinierend. Dann nimmt der Entwurf mehr Form an: Lichter kommen hinzu, die typische T-Signatur, die man vom neuen XC 90 kennt.
Es wird noch besser: Mit einem Fingertipp verschiebt die Microsoft-Mitarbeiterin, die das System vorführt, das kleine Modell vom Tisch auf die große Freifläche, dort wächst es zu Originalgröße. Dann wird aus den Linien ein real wirkendes Auto. Nicht irgendeines, sondern der brandneue S 90, die Luxuslimousine, die erst Anfang Januar auf der Automesse in Detroit zum ersten Mal gezeigt wird. Wir erleben hier gewissermaßen ein virtuelle Weltpremiere.
Mit ein paar Gesten kann man die Farbe des Fahrzeugs ändern, oder ihm andere Felgen verpassen, auch Ausstattungspakete sind – zumindest was ihre äußerlichen Merkmale angeht, in Sekundenbruchteilen wechselbar. Kein Zweifel, so sieht die Zukunft des Showrooms im Automobilsektor aus. Mit HoloLens hat man nicht nur einen bestechend realistischen Konfigurator, das Fahrzeug lässt sich auch in die Karten – pardon, die Technik – schauen. Die Karosserie verschwindet, übrig bleibt nun der hybride Antriebsstrang des S 90, an dem nachvollziehbar die unterschiedlichen Betriebsmodi zwischen elektrisch und hybrid erklärt werden.
Die Zukunft des Autohauses
Hat also das Autohaus, so wie wir es kennen, ausgedient? Mitnichten, weiß uns das Team von Volvo zu beruhigen. HoloLens könnte die Brücke zwischen den bekannten Konfiguratoren und den anfassbaren Ausstellungsfahrzeugen sein. So kann das favorisierte Modell entweder auf einer leeren Fläche visualisiert werden. Oder man blendet es über eines der Fahrzeuge in der Ausstellung. Es ist weiterhin denkbar, dass Kunden sich ihr Fahrzeug auch draußen anschauen können, die Visualisierungen könnten dann statt der eher sterilen Atmosphäre im Showroom in normaler Umgebung auf der Straße dargestellt werden.
Haben wir also gerade eine Reise in die Zukunft absolviert? Auf eine gewisse Weise sicher, doch diese Zukunft ist nicht so weit entfernt, wie man glauben mag. Schon 2016 will Volvo erste Showrooms mit der neuen Technik ausstatten, dann können potenzielle Volvo-Fahrer das Objekt der Begierde mit der Hololens erleben.
HoloLens – Augmented statt Virtual Reality
Das Geheimnis der Microsoft-Konstruktion ist, dass sie die virtuelle mit der realen Welt verbindet. Man sieht immer noch alles im Raum, doch die hochauflösenden Displays verschmelzen das virtuelle Bild mit der realen Umgebung. Das bedeutet, alles, was die HoloLens einblendet, steht exakt platziert im Raum. Die Brille bedient sich dazu einer Vielzahl von Sensoren, um die Position im Raum zu ermitteln und korrigiert das Bild entsprechend. Man kann beispielsweise um Gegenstände herumgehen, beziehungsweise diese werden exakt dort platziert, wo sie auch Sinn machen. Die Projektion der noch nicht präsentierten Volvo Limousine S 90 beispielsweise schwebt nicht irgendwo haltlos im Raum, sie steht exakt dort, wo sie hingehört. Die Räder haben Bodenkontakt und das Fahrzeug wird nicht etwa in irgendeine Wand projiziert.
Diese Technik bietet erstmals die Möglichkeit, das digitale Geschehen in die analoge Umgebung zu integrieren. So wie der Volvo bei der Vorführung exakt am ihm zugedachten Platz stand, können bei Spielen beispielsweise Gegner oder andere Mitspieler im Raum positioniert werden. In anderen Bereichen könnte man Möbel in die eigene Wohnung „projizieren“ und hätte erstmals einen wirklich realistischen Eindruck davon, wie diese später wirken. Abseits solch kommerzieller Anwendung soll HoloLens auch Wissenschaftlern bei Zusammenarbeit helfen, die Ausbildung und Forschung beleben und wissenschaftliche Ergebnisse visualisieren helfen. Die Möglichkeiten sind – so viel kann man sagen, ohne orakeln zu müssen – nahezu endlos.
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