Yes, he can – Porsche Macan

by • 26. Dezember 2013 • MobilitätComments (0)3332

Mit dem Macan erobert Porsche das Segment der kompakten SUVs

Mit dem Macan erobert Porsche das Segment der kompakten SUVs

Er ist der jüngste Vertreter der Klasse Kompakt-SUV. Und er kann, der Macan. Er kann porscheistig auf dem schnellen Kurs, aber auch kraxlerisch bis halsbrecherisch über den groben Parcours. Die DNA aus der Baureihe Cayenne ist stark vertreten. Aber auch eine ganze Menge Hightech, die den Macan von anderen kompakten SUV abhebt.

Ob im Diesel mit knapp 260 oder - wie hier - im Turbo mit 400 PS: Man ist stets flott unterwegs

Ob im Diesel mit knapp 260 oder – wie hier – im Turbo mit 400 PS: Man ist stets flott unterwegs

Er spricht. Und die ersten Takte, die aus den Endrohren entweichen machen deutlich: ich bin ein Sportler. Das rotzige Gebrabbel erinnert in unnachahmlicher Manier an die Atemübungen von 911 & Co. Dann mal raus mit ihm auf das geteerte Stück, auf dem kein Gegenverkehr kommt. Natürlich im Komfort-Modus. Er geht ab. Wie die Feuerwehr. Ist schließlich auch der Turbo mit 400 PS. Und 7-Gang-PDK. Und Luftfederung. Und, und, und. Der Macan zieht am Kabel wie ein Quarter Horse, so dass man geneigt ist, ein „Ruhig Brauner“ auszustoßen. Er schnalzt die Gänge durch, als wäre es ein stufenloses Getriebe. Er geht mächtig in die Kurven, messerscharf eingelenkt durch eine elektro-mechanische Lenkung, die es zu keinem Zeitpunkt an höchster Präzision mangeln lässt. Die Reifen singen dazu ganz leise den Porsche-Blues. Kuppe, scharf gefahren, lässt ihn nicht mucken. Beim Aufsetzen ist er gleich wieder auf Alarm. Sport, Sport+ und Sport+ ohne Helfer verschärfen das Erlebnis auf dem Parcours. Yes, he can! Die kurzen Zwischengasstöße klingen dabei so wie es nur bei Porsche klingt: lausbubig rotzfrech. Und im absolut freien und offenen Modus kommt er gerne quer und scharrt dabei wie berserk mit den 295er Walzen am Heck. Klasse das. Dann lassen wir ihn also mal ins Abklingbecken, damit er das überschüssige Adrenalin ausschwitzen kann. Und wechseln mal auf den Diesel.

Unser Autor Jo Clahsen durfte Porsches Neuzugang schon probereiten - offensichtlich mit Genuss

Unser Autor Jo Clahsen durfte Porsches Neuzugang schon probereiten – offensichtlich mit Genuss

Dass es ein Diesel ist, wird kaum wahrgenommen. Wie im großen Bruder Cayenne auch. „Nur“ 258 PS stehen hier zur Verfügung. Und kein Biturbo, sondern nur eine einfache Beatmung. Dafür liegen schon unterhalb von 1800 Touren 580 Newtonmeter an, das sind 30 mehr als beim Turbo und 120 mehr als beim Macan S. Die Luft, die alle drei Motoren benötigen, wird durch ein aufwändiges System von Kanälen durch die Motorhaube geschlenzt und erst dann dem Motor zur Verfügung gestellt. Deshalb tritt auch der Diesel sehr kräftig an, geht auch flugs durch die Gänge. Und fährt – nach Drücken der Offroad-Taste – noch einmal 40 Millimeter in die Höhe. Das schafft Luft fürs Grobe. Und nein, er zieht dazu keine Kraxlerschuhe an, sondern nimmt den abwegigen Parcours mit Verve und in Straßenschuhen in Angriff. Was vor 15 Jahren noch reinen Offroadern vorbehalten war, ist jetzt im SUV-Alltag angekommen. Wilde Verschränkungen, unglaubliche Steigungen und Gefälle auf losem Schotter. Der Macan kann auch das. Exzellent sogar. Weil er nämlich über einen „Hang-on“-Allradantrieb verfügt. Der ist grundsätzlich eher heckbetont ausgelegt. Das sieht man in der rechten Anzeige bei normaler Fahrt an zwei Farbbalken, welche die Kraftverteilung darstellen. Kurzfristig kann auch die gesamte Kraft nach vorne verlagert werden, dann zerrt halt nur das Differential an der Vorderachse. Langfristig geht das nicht, dafür ist das vordere Differential nicht ausgelegt. Aber in Schreckmomenten verhält er sich wie ein Bonobo, der auch vierhändig unterwegs ist. Diese variable Momentverteilung arbeitet zusammen mit einem intelligenten Schaltprogramm wie die Nadel mit dem Faden, der den Stoff zusammen hält.

Dr. Peter Schäfer, Leiter Entwicklung Fahrwerk, lobt den Macan denn auch als „den Sportwagen unter den SUV“. Stimmt. Dass er aber auch nicht nur im Winter sicher unterwegs ist, sondern auch im Gelände ein echter Kurvenstar, macht ihn „zum exklusivsten Angebot“ im Kompaktmarkt. Stimmt auch. Grade und auch weil eben Porsche drauf steht. Drin ist natürlich auch ein wenig Audi, denn durch Synergieeffekte etwa beim Fahrwerk, rechnet sich ein Macan erst. Aber es würde nicht Porsche drauf stehen, wenn es nur Teile aus dem VW-Group-Regal wären. Das fängt bei den Reifen an, für die es eine Ausschreibung gibt. Und da hat Michelin die Nase vorn gehabt. Es geht weiter mit einer aufwändigen Achskonstruktion, drei Fahrwerken, einem aktiven Niveauausglkeich, einer Heckabsenkung um 40 Millimeter für leichtes Beladen, das optimierte Porsche Torque Vectoring plus für optimales Kurvenhandling und die 6-Kolben-Alus zum Stoppen, die optional auch noch durch Keramikbremsen (PCCB) ersetzt werden können. Nur mal so als grober Überblick.

„Die neue Klientel, die Porsche mit dem Macan anvisiert, wird sicher so nerdig und verspielt sein, dass sie nach bereits nach zwei Stunden die Klaviatur der Knöpfe beherrscht wie die 70 Apps auf dem privaten Smart-Phone oder das Wandpanel des Smart Home“

Aber bei aller Dynamik und allem Können on- und offroad, die Umwelt ist nicht zu kurz gekommen. Es gibt ein zackiges Start-Stopp-System, das schon im Ausrollen den Motor abstellt. Der Macan kann auch „segeln“, nämlich im Schiebebetrieb. Das spart genauso Sprit wie die elektrische Lenkung oder auch die Rekuperation, die beim Bremsen das Bordnetz mit Energie speist. Saufen sollen die SUVs ebenfalls nicht. Das ließ sich in der Kürze des ersten Kennenlernens nicht überprüfen. Theoretisch sollen alle drei Modelle unter zehn Liter bleiben, der Diesel ist gar mit 6,1 Liter angegeben. Der Kurze ist aber nicht ganz ohne Tadel. Warum die Porsche-Ingenieure nicht auf eine Acht- oder gar Neunstufen-Automatik zugegriffen haben, ist nicht ganz einsichtig und wird auch sehr einsilbig kommentiert. Außerdem ist die Mittelkonsole zwar nicht mehr ganz so steil verbaut wie beim Cayenne, aber mit fast 30 Tasten ziemlich überladen. Andererseits wird die „neue (junge) Klientel“ (Schäfer), die Porsche mit dem Macan anvisiert, sicher so nerdig und verspielt sein, dass sie nach bereits nach zwei Stunden die Klaviatur der Knöpfe beherrscht wie die 70 Apps auf dem privaten Smart-Phone oder das Wandpanel des Smart Home.

Lüfte das Gesäß! Auch abseits befestigter Straßen könnte sich der Macan bewegen, könnte...

Lüfte das Gesäß! Auch abseits befestigter Straßen könnte sich der Macan bewegen, könnte…

Der Haben-will-Faktor ist schon ordentlich groß. Erstens ist der Macan ein Kompakter, den die Frauen sicher mögen werden. Übersichtlich in der Rundumsicht, handlich durch die gute Lenkung und das agile Fahrwerk. Zweitens ist er die Inkarnation aller Bubenträume: ein Porsche. Mit vier Sitzen und ordentlich Kofferraum auch noch familienkompatibel. Und drittens ist er mit knapp 58.000 Euro Einstandspreis für den Diesel zwar kein Schnäppchen, aber für gut verdienende Mittelständler durchaus erreichbar. Wer mehr will, bekommt ab 79.800 Euro den bulligen Turbo, die wahre Ware für den engagierten Treiber. Dafür muss man dann aber keinen Zweitwagen mit Offraod-Können kaufen. Denn der ist im Preis mit drin.

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